MYSTORY mit …

Jean-Luc
55 Jahre, Frankfurt

„Meine Eltern und Großeltern haben mir beigebracht,
dass die Zugehörigkeit zu einer Minderheit einen positiven
Wert hat und etwas ist, auf das man stolz sein kann. …“

Veröffentlicht: Mai 2022

Wurzelkraft.

Für mich und mein Engagement in der LGBT*IQ-Gemeinschaft sind meine Wurzeln und meine Herkunft sehr wichtig . Seit meiner Geburt gehöre ich zu einer Minderheit in Frankreich, als Protestant in einem sehr katholischen Land. Wir Protestanten repräsentieren etwa 2 Millionen Bürger_innen, das sind weniger als 3 % der französischen Bevölkerung. Wir sind eine starke Gemeinschaft, die sich sehr in Gesellschaft, Politik, Vereinen und Wirtschaft engagiert.

Meine Eltern und Großeltern haben mir beigebracht, dass die Zugehörigkeit zu einer Minderheit einen positiven Wert hat und etwas ist, auf das man stolz sein kann. Außerdem habe ich als Kind gelernt, dass Solidarität innerhalb und außerhalb der eigenen Gemeinschaft essentiell ist – und dass man anderen, die leiden oder abgelehnt werden, helfen sollte, ganz gleich, wer sie sind.

Auch Protestanten wurden in der Vergangenheit diskriminiert, vor allem im 17./18. Jahrhundert, nur wegen ihres Glaubens. Meine Familie hat diese Diskriminierung genauso erfahren wie andere protestantische Familien. Zum Beispiel durften wir früher unsere Toten nicht auf dem Friedhof begraben, sodass jede protestantische Familie einen kleinen Friedhof auf ihrem Grundstück hatte. Aus solchen Erfahrungen heraus wissen wir, wie sich Diskriminierung anfühlt – und das erklärt auch, warum wir Protestanten zum Beispiel während des Zweiten Weltkriegs vielen Juden geholfen haben. So habe ich gelernt, dass ich mich gegen jede Art von Diskriminierung in der gesamten Gesellschaft einsetzen muss.

Seit Generationen haben sich Mitglieder meiner Familie etwa in der Kirche und in der lokalen Politik engagiert. In der evangelischen Kirche werden die kirchlichen Angelegenheiten von einer Synode entschieden und verwaltet, einer Gruppe von Menschen aus 50 % Geistlichen und 50 % Kirchenmitgliedern. Mein Vater war über 20 Jahre lang Mitglied der Synode unserer Gemeinde. Meine Eltern und Großeltern waren auch sehr aktiv in den Gewerkschaften. Und ich bin der erste in meiner Familie, der eine Stiftung mitbegründet hat, worauf sie sehr stolz sind.

Ich habe von klein auf gesehen, wie wichtig und lohnend es ist, sich gesellschaftlich zu engagieren, Zeit für andere zu haben, und dass es möglich ist, positive Veränderungen zu bewirken.

… Vor etwa 23/24 Jahren habe ich mich geoutet und die erste große Liebe meines Lebens kennengelernt. Das gab mir viel Kraft und Selbstwertgefühl, was viele Veränderungen in meinem Leben mit sich brachte. Ich verließ die Universitätswelt, um meine Karriere bei der Deutschen Bank – und auch mein gesellschaftliches Engagement zu beginnen.

Im Jahr 2000 hatte ich dann das Glück, zur Gründungsveranstaltung von dbPride, dem LGBT*IQ-Netzwerk der Deutschen Bank, eingeladen zu werden – das war der Anfang von allem!!!

Von Anfang an, vor mehr als 20 Jahren, bis heute, waren meine Erziehung und meine Wurzeln der Schlüssel und die Hauptantriebskraft für meinen Einsatz für die LGBT*IQ-Gemeinschaft – und darüber hinaus … für eine respektvollere und tolerantere Gesellschaft.

Lieber JEan-Luc, vielen Dank für YourStory!
MYSTORY mit …

Louis
42 Jahre, Berlin

„Allen Schwierigkeiten zum Trotz fand ich
mit 20 den Mut, mich zu allen Facetten
meiner Identität zu bekennen. …“

Veröffentlicht: Mai 2022

Being QPOc.

Als QPOC in diesem mehrheitlich heteronormativen-cisgender, weißen Umfeld, habe ich sehr schnell gelernt, (un)bewusste Unterdrückungsphänomene zu identifizieren, um (relativ) sicher durch die Welt navigieren zu können. Das war einfach eine Frage des Überlebens  – zumindest kam es mir damals, zum Teil zu Recht, so vor. All diesen Schwierigkeiten zum Trotz fand ich mit 20 den Mut, mich zu allen Facetten meiner Identität zu bekennen – dank der Unterstützung von QPOC-Freund_innen, die ich in der Aktivist_innenszene kennengelernt habe und deren Geschichten mich motiviert haben.

Kurz nach meinem Coming Out hatte ich dann die Gelegenheit, nach Köln umzuziehen, um dort weiter zu studieren. Wie alle Gleichaltrigen in einer der queersten Hochburgen des Landes ging ich eines Nachts in eine der zahlreichen Diskotheken. Dort kam ein (weißer) Mann lächelnd auf mich zu, sprach mich aber auf Englisch an. Obwohl ich immer wieder Deutsch redete, antwortete er stets auf Englisch, was mich ein bisschen irritierte, da sein deutscher Akzent einfach zu erkennen war. Der Herr war höflich, nett, bot mir ein Getränk an. Obwohl die Unterhaltung ziemlich angenehm war, war mir klar, dass trotz seines Interesses nicht mehr daraus werden würde. Ganz höflich zeigte ich ihm dann, dass ich außer eines freundlichen Chats nichts mit ihm haben wollte. Plötzlich kam aus dem Nichts die Aussage, die mich völlig vom Hocker warf:

„Why do you have to play hard to get, when a white man is interested in you?“

Mir fiel mir die Kinnlade runter … ich war baff. Der Mann schüttelte seinen Kopf und ging weg. Er dachte wohl, meine fassungslose Reaktion lag daran, dass ich gekränkt war, dass er plötzlich jegliches Interesse an mir verloren hatte – und nicht am rassistischen Beiklang seiner Aussage …

Anfangs dachte ich, dies wäre ein Einzelfall. Unsere gemeinsamen Erfahrungen als queere Menschen hätten aus uns ähnlich eingestellte Menschen gemacht, die sich besser als andere in die Haut jeglicher Minderheiten hineinversetzen können, dachte ich naiv. Wie konnten Menschen, die wie ich Ausgrenzung und Diskriminierung erlebt hatten, die Kühnheit haben, sowas schamlos öffentlich zu äußern? Es war mir damals einfach unvorstellbar, geschweige denn verständlich … bis andere QPOC-Freund_innen mir im Laufe der Zeit ähnliche, manchmal schrecklichere Geschichten erzählten. Da musste ich zur Erkenntnis kommen, dass die queere Community (vor allem der männlich dominierte Mainstream) neben den schon längst identifizierten Themen Sexismus und Transphobie, aller Verleugnung und allem Jammern zum Trotz, leider auch von Rassismus geplagt ist. Und (un)bewusst die rassistischen (aber auch sexistischen) Unterdrückungsmechanismen der allgemeinen Gesellschaft aufrechterhält. Dieses Ungleichgewicht im Machtverhältnis spiegelt sich auch am Arbeitsplatz in meinen Interaktionen mit anderen (weißen) queeren Kolleg_innen wider.

Daher besteht die nächste große Herausforderung für die LGBT*IQ-Community darin, diese Diskussionen und die daraus abgeleitete Arbeit intersektionaler fortzuführen. Das tue ich jeden Tag, sowohl in meiner Rolle als D&I-Manager, als auch in meiner privaten Sphäre, weil es in diesem Gebiet tatsächlich noch wahnsinnig viel zu tun gibt …

Lieber Louis, vielen Dank für YourStory!
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Jannette
38 Jahre, Hamburg

„Es ist wichtig, seine Meinung zu sagen und ein
Vorbild für junge Menschen zu sein. Ich wünsche mir,
dass die nächste Generation noch fortschrittlicher ist,
wenn es um Vielfalt und Integration geht. …“

Veröffentlicht: Mai 2022

Vorbilder.

Ich wuchs in einer sehr katholischen philippinischen Familie auf. Lesbisch zu sein war bei uns keine Option – ganz im Gegenteil: Meine Eltern hielten es für eine „Strafe Gottes“.

Auf meinem Weg zum Coming Out gab es ein paar Vorbilder, angefangen mit diesem einen Mädchen aus der Highschool während meines Austauschjahrs in New Jersey. Sie spielte in meinem Basketball-Team, war offen lesbisch … und machte kein großes Ding daraus. Ich habe ihre Stärke und ihren Mut immer bewundert. Sie hat mich inspiriert.

Mein älterer Bruder ist schwul, und ich habe mich ein paar Jahre nach ihm geoutet. Nach dem Coming Out meines Bruders zogen meine Eltern aus Deutschland nach Kalifornien. Ich war damals 17, bereitete mich auf meine Abschlussprüfungen vor, hatte meinen Freundeskreis hier und beschloss, in Bonn zu bleiben.

Sechs Jahre später erzählte ich meinem Vater, dass ich in einer sehr glücklichen Beziehung mit einer Frau bin. Seine Antwort: „Damit will Gott mich bestrafen.“ Ich war sehr enttäuscht von seiner Reaktion.

Es dauerte etwa 10 Jahre, bis meine Eltern akzeptierten, dass mein Bruder und ich homosexuell sind.

Als ich geheiratet habe, sind meine Eltern nicht gekommen. Erst als wir unsere beiden Töchter bekamen, nahmen meine Eltern wieder den Kontakt auf. Ein paar Jahre später beschlossen meine damalige Frau Mareike und ich, uns zu trennen, aber weiterhin gute Eltern zu sein. Mit meiner neuen Frau zusammenzuleben und dies meinen Eltern zu erklären, fühlte sich für sie wie mein zweites Coming Out an, das ihre heile Welt zerstörte. Glücklicherweise dauerte es dieses Mal keine 10 Jahre, bis sie meine Entscheidung annehmen konnten.

Heute kommen meine Eltern sehr gut mit den Partner_innen meines Bruders und mir aus. Meine Frau Mina, die Kinder und ich leben in Hamburg und haben engen Kontakt zu meiner Ex-Frau. Ich finde es toll zu sehen, was für eine Entwicklung meine traditionellen Eltern in den letzten Jahren gemacht haben.

Viele Menschen haben mir auf meinem Weg zum Coming Out geholfen. Zum Beispiel meine Ex-Frau Mareike, die mich gelehrt hat, selbstbewusst zu sein. Sie hat mich ermutigt, meine Meinung zu sagen und für Dinge zu kämpfen, an die ich glaube. Meine Frau Mina, die mich ermutigt, all die Dinge zu tun, an die ich wirklich glaube, und die mich so liebt, wie ich bin. Meine Kinder, die mich jeden Tag inspirieren. Es ist wichtig, seine Meinung zu sagen und ein Vorbild für junge Menschen zu sein. Ich wünsche mir, dass die nächste Generation noch fortschrittlicher ist, wenn es um Vielfalt und Integration geht.

Mein Unternehmen erlaubt es mir, so zu sein, wie ich bin. Das beeinflusst meine Arbeit. Ich könnte nicht für ein Unternehmen arbeiten, das mich zwingt, zu verbergen, wer ich bin. Authentizität ist der Schlüssel.

Liebe Jannette, vielen Dank für YourStory!
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torsten
39 Jahre, hamburg

„Wenn ich auf mein Leben blicke, dann bin ich froh.
Froh, weil es so herrlich normal ist. Und das ist
nicht selbstverständlich.“

Veröffentlicht: Mai 2022

Ein ganz normales Leben.

Mir ist bewusst, dass es noch viele Probleme auf der Welt gibt und wir noch lange nicht am Ziel sind. Viele Generationen haben bereits gekämpft und viele Generationen werden noch weiterkämpfen müssen.

Wenn ich auf mein Leben blicke, dann bin ich froh. Froh, weil es so herrlich normal ist. Und das ist nicht selbstverständlich. Ich fühle mich angekommen und möchte positiv darauf schauen, wie weit wir schon gekommen sind.

Seit 17 Jahren lebe ich mit meinem Partner zusammen, 2011 haben wir unsere Lebenspartnerschaft begründet und 2018 endlich heiraten können. Jedes dieser Ereignisse war ein Fest mit vielen Freunden und mit der gesamten Familie.

In dieser ganzen Zeit und auch davor musste ich keine Diskriminierung erfahren (jedenfalls nicht bewusst) und es wurden mir bzw. uns keine Steine in den Weg gelegt.

Es gab nie Probleme, eine Wohnung zu bekommen. An keinem Arbeitsplatz kam der Gedanke auf, meine sexuelle Orientierung thematisieren zu müssen oder gar zu verheimlichen. Familie und Freund_innen haben seit jeher mein Lebensmodell akzeptiert und nie in Frage gestellt, eher noch unterstützt. Es gibt weitere queere Familienmitglieder und glückliche Kinder in deren Beziehungen. Der Freundeskreis ist bunt gemischt (diverse Nationalitäten, sexuelle Orientierung, HIV-positiv/negativ, Männer und Frauen) und gemeinsam genießen wir das Leben. Ob zu Hause, in Bars, Restaurant, auf Veranstaltungen, im Urlaub und was noch alles dazugehört, wir nehmen offen und sichtbar am Leben in der Gesellschaft teil.  Und das Beste daran ist, ich verschwende in der meisten Zeit gar keinen Gedanken daran, ob wir nicht „normal“ sein könnten. Es tut einfach nichts zur Sache, solange es uns gut geht und wir uns wohl und sicher fühlen.

Mein schönstes Erlebnis, was all dies widerspiegelt, ist die Anschaffung unseres wundervollen Schrebergartens. An dem Tag, als wir uns dem Kleingartenvorstand vorstellten, erhielten wir einfach nur den nordisch trockenen Kommentar:

„Seid ihr Brüder, Freunde oder ein Paar? Ach egal, wir haben hier schon alle Konstellationen. Willkommen im Verein.“

Es ist einfach ein ganz normales Leben und das im besten, positivsten Sinne.

Ich wünsche mir, dass wir uns irgendwann keine Gedanken mehr machen müssen, wer wir sind, was wir tun und woher wir kommen. Keiner soll sich mehr rechtfertigen oder zurückstecken müssen. Es soll zukünftig nicht mehr notwendig sein, Debatten zu führen. Es darf einfach kein Thema mehr sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch sein ganz normales Leben führen kann.

Lieber Torsten, vielen Dank für YourStory!
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Manuela
62 Jahre, Bonn

„Als ich in den 90er Jahren im Fernsehen erstmals eine
Dokumentation über eine Trans* Frau sah, erfassten mich
Abwehr, Faszination und unstillbare Sehnsucht gleichermaßen. …“

Veröffentlicht: Mai 2022

Mein spätes Coming Out als Trans* frau…

Im Alter von 5 Jahren fiel mir das erste Mal auf, dass mit mir „etwas nicht stimmte“, als mich ein helles Gefühl der Freude erfasste, für ein Mädchen gehalten zu werden – gleichzeitig war ich darüber verwirrt und beschämt. Niemals hätte ich mit irgendeinem Menschen darüber sprechen wollen, genauso wenig darüber, wie schön ich es fand, auf dem Dachboden heimlich das Brautkleid meiner Mutter zu tragen. Weitere verborgene weibliche Vorlieben entwickelten sich, gleichzeitig verbunden mit einer starken Abneigung gegen männertypische Verhaltensweisen. Standhaft weigerte ich mich, Anzüge oder Krawatten zu tragen oder mich vor anderen Jungen in der Umkleide beim Sport auszuziehen. Anderseits wollte ich akzeptiert und nicht verspottet werden.

So legte ich mir bewusst männliche Hobbies zu und tat auch sonst alles, mein sich entwickelndes weibliches Inneres vor anderen zu verbergen.

Mädchen faszinierten mich immer sehr – ich bewunderte sie, wollte sein wie sie und verliebte mich in sie. Ich fand mit 19 Jahren meine große Liebe, mit der ich immer noch verheiratet bin und habe 3 wundervolle Kinder. Leider wurde mein Versuch, von meinen inneren Empfindungen zu erzählen, von meiner damaligen Freundin brüsk abgetan und so blieb ich mit meinen verborgenen Empfindungen und der sich in mir aufbauenden weiblichen Parallelwelt Jahrzehnte allein.

Als ich in den 90er Jahren im Fernsehen erstmals eine Dokumentation über eine Trans* Frau sah, erfassten mich Abwehr, Faszination und unstillbare Sehnsucht gleichermaßen. Mir war klar, dass mir hier ein Spiegel vorgehalten wurde. Anderseits empfand ich aber inneren Widerstand, da ich die Konsequenzen und Gefahren sah, wenn ich meinen Wünschen nachgeben würde. So legte ich mir ein Informationsbeschaffungsverbot auf, das ich mehr als 20 Jahre durchhielt, bis die Thematik transgender in den Medien so präsent wurde, dass ich nachgab und eine Internetrecherche begann, die mir nach kürzester Zeit die vermutete Eigendiagnose „transident“ bestätigte.

Danach kreisten meine Gedanken nur noch um meine Transgeschlechtlichkeit und ich begriff, dass an meinem Coming Out kein Weg mehr vorbei führte. Beginnend mit meiner Frau und meinen Kindern öffnete ich mich Freund_innen und wenigen guten Kolleg_innen und war über die weitgehend positiven Reaktionen und angebotene Unterstützung sehr überrascht, waren doch die Erzählungen im Internet meist von persönlichen Katastrophen gekennzeichnet. Dies galt nicht zuletzt für das Berufsleben, wo mir bei meinem Arbeitgeber RWE kein einziger vergleichbarer Fall bekannt war, was mir besondere Angst machte. So rechnete ich fest damit, in diesem männerdominierten, damals (wie ich zumindest dachte) recht konservativen Unternehmen meinen fachlichen und menschlichen Ruf zu verlieren sowie ausgegrenzt und verspottet zu werden.

Doch es kam ganz anders. Zuerst einmal rannte ich beim Bereich Diversity offene Türen ein, als ich dort um Unterstützung für mein Vorhaben bat, im Job die Transition zur Frau zu wagen. Endlich jemand, der sich bei RWE mit Namen und Gesicht offen dazu bekennt, transident zu sein, wurde mir gesagt, und gemeinsam ein Plan zum betrieblichen Coming Out erarbeitet, wofür ich mir Rückendeckung bis hinauf zum Vorstand holte. Nach persönlicher Vorabinformation einiger weniger Kolleg_innen und Vorgesetzter, zu denen ich ein besonderes Verhältnis hatte, versandte unser Vorstand während meines Urlaubes eine Mail an seine Führungskräfte, die es wiederum an ihre Mitarbeiter_innen verteilten.

Noch im Urlaub erreichten mich zu meiner Freude herzliche und Unterstützung anbietende Nachrichten, sodass meine Sorgen vor den Reaktionen der Kolleg_innen dahinschmolzen wie Schnee in der Sonne! Es folgten zahlreiche weitere Outing-Gespräche mit Menschen, die mir persönlich wichtig waren und bei denen ich besonderen Wert darauf legte, dass sie meine Geschichte verstehen und mich auf meiner Reise begleiten! Allerdings gehört auch erwähnt, dass ich einige Freund_innen verloren habe, die meiner Wandlung nicht folgen wollten, an deren Stelle ich aber wunderbare neue Menschen kennenlernen durfte.

Schwer war es ebenfalls für meine engste Familie, aber wir hielten zusammen und gingen den teilweise steinigen Weg gemeinsam.

Bei RWE entstand der Kontakt zu einer weiteren Trans* Frau, ein schwuler Kollege schloss sich an und wir gründeten das LGBT*IQ & Friends Netzwerk bei RWE, das inzwischen 225 Mitglieder hat. Uns verbindet inzwischen neben herzlicher Freundschaft das Ziel, es anderen Mitgliedern der LGBT*IQ-Community leichter zu machen, sich im Job zu outen. Hierzu leisten wir Hilfestellung und Beratung und stehen im engen Austausch mit anderen Firmen und LGBT*IQ-Netzwerken in Deutschland.

Es bleibt festzuhalten, dass mir meine Transition beruflich in keinerlei Weise geschadet hat. Im Gegenteil: Durch den offenen Umgang mit dem Thema Transidentität entstanden eine für mich bis dahin nicht gekannte gegenseitige Offenheit und zwischenmenschliches Vertrauen – was der Arbeitsatmosphäre mit internen wie externen Partner_innen bis heute sehr zugutekommt.

Liebe Manuela, vielen Dank für YourStory!

Der diesjährige IDAHOBIT und #MyStory

Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans* Feindlichkeit (IDAHOBIT) wird seit 2005 jährlich am 17. Mai begangen, um auf die Diskriminierung der LGBT*IQ Community hinzuweisen, Awareness für bestehende Ungleichheitsstrukturen zu schaffen und sich gemeinsam für Vielfalt und Toleranz zu positionieren. Der 17. Mai kennzeichnet den Tag, an dem die WHO 1990 Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten strich.

Wir wollen heute und jeden Tag im Jahr die bunte Vielfalt der LGBT*IQ-Community feiern und haben deshalb das Format „MyStory“ ins Leben gerufen. Das Format gibt all den individuellen Geschichten, die queere Menschen tagtäglich erleben eine Bühne, denn wir sind der Meinung, dass jede_r etwas inspirierendes zu erzählen hat. Wir starten heute schon mit vier bewegenden Stories.

IDAHOBIT 2022

Facts

Studien belegen, dass arbeitsplatzrelevante Diskriminierungserfahrungen immer noch zum Alltag von vielen LGBT*IQ-Menschen gehören. Die 2020 veröffentliche Studie „Inter* im Office?!“ Die Arbeitssituation von inter* Personen in Deutschland unter differenzieller Perspektive zu (endo) LSBTQ+ Personen.“ von Prof. Dr. Dominic Frohn stellt fest, dass 37,7% der Befragten (endo*) trans* und/oder nicht-binären Personen, ca. 30% der inter* Befragten und ca. 20& der (endo* cis) LSB+ Personen direkt arbeitsplatzrelevante Diskriminierung , in Form von z.B. Absage des Arbeitsplatzes, Versetzung oder Kündigung, erfahren.

So ist es nicht verwunderlich, dass laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (2018/19) 22% der Befragten ein Coming Out am Arbeitsplatz als potenzielles Karriererisiko sehen. 42% würden ihre Führungskraft bezüglich der eigenen sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität anlügen. Mehr Hintergrundinformationen und Studien zu LGBT*IQ (am Arbeitsplatz)

Support

Die Diskriminierung von LGBT*IQ-Menschen zeigt sich neben dem Arbeitsplatz auch noch deutlich auf weiteren gesellschaftlichen Ebenen. Setzen Sie sich mit diesen Themen auseinander und machen sich bestehenden Ungleichheitsstrukturen bewusst. Nur durch das Bewusstmachen dieser Strukturen und Missstände können auch Sie einen aktiven Teil zu deren Abbau beitragen. Die hier genannten Punkte stellen nur einen Auszug und keine vollständige Liste von Möglichkeiten dar, mit denen Sie Ihr Engagement für LGBT*IQ-Chancengleichheit und gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans* Feindlichkeit starten können.

BLutspende

Bis heute werden schwule, bisexuelle und trans* Männer faktisch nicht zur Blutspende zugelassen. Die Richtlinie Hämotherapie der Bundesärztekammer besagt in ihren Anforderungen, dass „Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten wie HBV, HCV oder HIV birgt“, für vier Monate kein Blut spenden dürfen. Bringen Sie beispielsweise Ihr Unternehmen dazu unser Positionspapier Blutspende zu unterzeichnen und sich weiteren Unerzeichner_innen anzuschließen.

EU LGBT*IQ Freedom Zone

2020 erklärten einige polnische Gemeinden und Städte ihre Region als so genannte „LGBT-freie Zonen“. Die Einrichtung von ganzen Regionen, in denen laut der Unterzeichner_innen keine LGBT*IQ-Menschen leben, ist ein klarer Angriff auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und inter* Menschen. Das Europaparlament hat als Reaktion darauf in einem ersten Schritt die EU als „LGBTIQ Freedom Zone“ erklärt, um ein deutliches Zeichen gegen die homophobe Rhetorik und Stimmungsmache gegen sexuelle Minderheiten in Polen, zu setzen. Informieren Sie sich zum aktuellen Geschehen diesbezüglich.

Selbstbestimmungsgesetz

Das aktuell geltende „Transsexuellengesetz“ (TSG) ist zutiefst diskriminierend und soll durch das Selbstbestimmungsgesetz ersetz werden. „Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat einen Gesetzentwurf „zur Aufhebung des Transsexuellengesetzes und Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes“ (19/19755) vorgelegt“.

Grundgesetz für Alle

Fordern Sie die Ergänzung des Artikels 3 GG, denn LGBT*IQ-Menschen sind durch den Artikel 3 im Grundgesetz immer noch nicht geschützt. Viele Menschen aus der LGBT*IQ-Community erleben Benachteiligung, Ausgrenzung und Hassgewalt. Ein Schutz durch das Grundgesetz empfinden wir als unentbehrlich und somit gehört PROUT AT WORK zu den Erstunterzeichnenden des Appells „Ein Grundgesetz für Alle“. Unterschreiben Sie auch jetzt noch die passende Petition oder kontaktieren sie passende Abgeordnete.

Rechtliche Gleichstellung von queeren Familien

Setzen Sie sich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von lesbischen Personen ein. Im Vergleich zu Kindern von heterosexuellen Paaren, muss die zweite Mutter ihr Kind erst adoptieren, um für eine rechtliche Absicherung zu sorgen – selbst wenn die Eltern verheiratet sind. Unterstützen Sie beispielsweise die Aktion nodoption, die sich gegen die Stiefkindadoption bei Regenbogenfamilien und für die Anerkennung der Elternschaft einsetzt.

MyStory

Wir sammeln Geschichten, die bewegen, unterhalten, inspirieren. Lest unsere ersten vier Geschichten schon heute und seid gespannt auf viele weitere!

Beratungsstellen

LesMigras

„LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V.“

Gladt e.v.

„GLADT ist eine Selbstorganisation von Schwarzen und of Color Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und Queere Menschen in Berlin, die sich gegen Rassismus, Sexismus, Trans*- und Homofeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit sowie andere Formen von Diskriminierung einsetzt und ein vielfältiges Beratungsangebot anbietet.“

Antidiskriminierungsstelle des Bundes

„Das Beratungsteam mit Jurist_innen kann Sie über Ihre Rechte in einem Fall von Diskriminierung oder sexueller Belästigung informieren, Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, ob und wie Sie Ihre Rechte durchsetzen können, eine gütliche Konfliktbeilegung anstreben und versuchen, Ihnen wohnortnahe Expertinnen und Experten zu nennen.“

Bundesverband trans*

„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“

Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.

„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“

You did it your way?

Tell us you story!

Relmäßig lädt unser Vorstand Albert Kehrer ein inspirierendes Role Model der LGBT*IQ Community oder einen LGBT*IQ Ally zum Gespräch ein. Freuen Sie sich auf einen interessanten Austausch über Vorbilder und Sichtbarkeit in der LGBT*IQ Community.

DER GAST DES TAGES

Dr. Gesa Heinrichs
Direktorin Campus Management & Corporate Procurement bei OTTO (GmbH & Co KG), Platz 5 OUT EXECUTIVES 2019

Dr. Gesa Heinrichs ist der Inbegriff einer Out Executive! Seit über 20 Jahren ist sie bei OTTO tätig und dabei neben ihren Leitungspositionen vielseitig engagiert. Nach Studium und Promotion in München und Hamburg brachte Gesa vielseitiges Wissen aus den Theater- und Erziehungswissenschaften mit in die Business-Welt.

Im Jahr 2000 begann ihre Reise bei OTTO, die sie mittlerweile in die Position als „Direktorin – Campus Management & Corporate Procurement“ führte. Bei OTTO war sie außerdem Gründungsmitglied der Initiative „Power of Diversity“, ist heute noch im daraus resultierenden LGBT*IQ Netzwerk „more“ engagiert und steht stets für offene (Unternehmens-)kultur.

Kampagnenfoto mit Slogan "Visibiles #theLworksout"

Kampagne: #theLworksout zum diesjährigen Lesbian Visibility Day

Lesbische Personen und auch bisexuelle Frauen werden oft nicht wahrgenommen, man spricht von Lesbian Invisibility. Es gibt bis heute wenige sichtbare lesbische Vorbilder – insbesondere im Business-Kontext. In vielen Netzwerken sind lesbische Personen in der Minderzahl. Dadurch fehlen die Bezugspersonen für neue und jüngere Kolleg_innen. Durch die netzwerk- und branchenübergreifende Kampagne #theLworksout am 26. April, können wir die offen lesbischen Personen stärken und gemeinsam durch eine große Anzahl an Teilnehmer_innen Sichtbarkeit schaffen sowie die Vielfalt lesbischer Personen verdeutlichen.

Wie kann ich an der Aktion teilnehmen?
  • Informieren und sprechen Sie lesbische Personen aus dem eigenen Netzwerk und darüber hinaus an, um sie auf die Aktion aufmerksam zu machen
  • Erstellen Sie ein Porträtfoto mit Hilfe der Vorlagen, egal ob ausgedruckt oder digital mit dem Tablet. Gerne können Sie die Vorlage auch in bspw. Graustufen nutzen. (Klären Sie im Vorfeld unbedingt ab, ob Sie das Unternehmenslogo der_des Arbeitgeber_in zusammen mit der Vorlage nutzen dürfen. Stattdessen können Sie den Unternehmensnamen verwenden oder die Vorlage ohne Unternehmensangabe nutzen.)
  • Posten Sie ihr eigenes Kampagnenfoto am 26. April 2022 ab 10:00 Uhr mit den jeweiligen Hashtags und Taggings auf denen von Ihnen genutzten Social Media Kanälen
Hashtags

#theLworksout
#LesbianVisibilityDay
#LesbianVisibility
#LesbischeSichtbarkeit
#LGBTIQBusinessLadies
#ProutAtWork
#LGBTIQRoleModels
#FlaggeFürVielfalt

Taggings

PROUT AT WORK
Facebook: @PrOut@Work
Instagram: @proutatwork
LinkedIn: @PROUT AT WORK-Foundation
Twitter: @proutatwork

Ggf. eigenes Unternehmen

Positionieren Sie sich und Ihr Unternehmen als Unterstützer_in der Kampagne und für lesbische Sichtbarkeit und rufen Sie Mitarbeiter_innen zur Teilnahme auf.
Die Kampagne wurde gemeinsam von der PROUT AT WORK-Foundation und LGBT*IQ-Unternehmensnetzwerken initiiert. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) unterstützt die Aktion.

Lesbian Visibility Day 2022

Seit 2008 wird der Lesbian Visibility Day am 26. April gefeiert. Der Awareness Day soll die komplexen Lebenswirklichkeiten lesbischer Personen sichtbar machen und ihnen die oftmals fehlende Aufmerksamkeit und Anerkennung schenken, die sie verdienen. Das Wort ‚lesbisch‘ geht auf die antike griechische Dichterin Sappho zurück, die auf der Insel Lesbos lebte und in ihren Werken die Liebe und Leidenschaft zwischen Frauen thematisierte. Als ‚lesbisch‘ bezeichnen sich oft weiblich sozialisierte Personen, die sich romantisch und/oder sexuell zu anderen weiblich sozialisierten Personen hingezogen fühlen. Dazu zählen auch trans*, inter*, non-binäre und agender Personen.

Im Rahmen des Awareness Days haben wir lesbische Personen gefragt, was getan werden kann, um lesbische Sichtbarkeit am Arbeitsplatz zu verstärken. Viele Antworten mit konkreten Möglichkeiten finden Sie hier zusammengetragen.

Foto von Anna Pavlitschek
Anna Pavlitschek (sie/ ihr), Projektleiterin im Bereich der Rewe Beschaffungslogistik und Sprecherin von DI.To, dem LGBT*IQ-Netzwerk der Rewe Group

„Lesbische Sichtbarkeit kann nur gesteigert werden, wenn sich lesbische Frauen auch in Ihrem Arbeitsalltag offen zu Ihrer Sexualität bekennen, bzw. kein Geheimnis darum machen. Der natürlich offene Umgang mit unserem Privatleben, ob am Kaffeeautomaten oder im Meeting, ist der Schlüssel. Gerade von lesbischen Frauen in Führungspositionen wünsche ich mir eine gewisse Vorbildfunktion.“

Daniela Leonbacher (sie/ ihr), Sachbearbeiterin, ERGO Reiseversicherung

„LGBT+ Netzwerke in Unternehmen können einen wichtigen Beitrag leisten, um das L in LGBT+ sichtbar zu machen. Mit dem Pride@ergo Netzwerk stehen wir für Toleranz und Offenheit, wir zeigen Gesicht und wollen aufklären. Ich denke ein Netzwerk in einem Unternehmen leistet einen enormen Beitrag um lesbische Frauen zu stärken und zu unterstützen.“

Foto von Daniela Leonbacher
Foto von Angela Andresen
Angela Andresen (sie/ihr), Group Compliance, AML FI Quality Assurance, Commerzbank AG/ Sprecherin von ARCO, dem LGBT*IQ Netzwerk der Commerzbank AG

„Es wird immer noch zu sehr in Schubladen gedacht. Man sollte z. B. nicht automatisch  nach dem (Ehe)Partner fragen. Die Nutzung einer inklusiven Sprache würde die Hemmschwelle für Outings signifikant senken.“

Sonja Falger (sie/ihr), Chapter Lead im Bereich Customer Relationship Mgmt., Commerzbank AG / Sprecherin von ARCO, dem LGBT*IQ Netzwerk der Commerzbank AG

„Wichtig sind lesbische Vorbilder im Unternehmen, um ungeouteten Frauen die Angst zu nehmen. Auch die Teilnahme an Aktionen wie #theLworksout zeigt die Vielfalt lesbischer Frauen am Arbeitsplatz.“

Foto von Sonja Falger
Foto von Jay Siegmann
Jay Siegmann (They/ Them), Geschäftsführende Person, Vitaminwelten GmbH

„Ich wünsche mir, mit meinem selbstbestimmten und authentischen Selbst, wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Damit dies Realität wird, schaffe ich Sichtbarkeit. So trage ich z.B. immer ein prominentes Regenbogen-Accessoire. Das macht mich verletzlich und angreifbar. Ja, und ich erfahre auch mal negative Reaktionen. In der Summe überwiegen die bereichernden Momente indes bei Weitem. Zu Leben heißt zu fühlen, und zu Fühlen ist Verletzlichkeit. Das habe ich akzeptiert. Ich gewähre einen Vertrauensvorschuss, und bemühe mich in jeder Situation um eine positive Grundhaltung. Diese ist von Freundlichkeit, Mitgefühl und einer tiefempfundenen Menschlichkeit geprägt. Meine Handlungen bestimmen, wie die Welt mich sieht, nicht umgekehrt. Ich habe beschlossen voranzugehen, und hoffe das andere folgen. In meinem privaten und beruflichen Umfeld erlebe ich, dass es funktioniert und sich Denkmuster ändern. Ich bin wirksam und sichtbar. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude.“

Jovana Scheffer (sie/ihr), Kapazitätsmanagement Audit bei der KPMG AG

„Ich hatte nie ein “typisches“ Coming Out am Arbeitsplatz. Als ich vor über 6 Jahren bei der KPMG angefangen habe, bin ich vom ersten Tag an offen mit meiner sexuellen Identität umgegangen. Ich wollte mich in meinem Arbeitsumfeld nicht verstecken und wollte authentisch sein. Als Netzwerkkoordinatorin unseres LGBT*IQ-Netzwerkes „PriDE@KPMG & Friends“ möchte ich, gemeinsam mit meinen Netzwerkkolleg:innen, Menschen zusammen bringen und ihnen eine Plattform für den Austausch bieten. Wir geben allen die Möglichkeit, sich zu engagieren und leisten einen Beitrag zur Unternehmenskultur. Dadurch schaffen wir ein offenes und vorurteilfreies Arbeitsklima, in dem alle sie selbst sein können!“

Foto von Jovana Scheffer
Foto von Kerstin Sauer
Kerstin Sauer (Sie/ ihr), Director NCE Formulation Sciences & Operations, Abbvie Deutschland GmbH & Co. KG

„Ende 2020 hat AbbVie eine Kampagne zum Thema Chancengleichheit, Vielfalt und Inklusion ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Kampagne habe ich gemeinsam mit einigen Kolleg*innen ein AbbVie Germany Pride Mitarbeiternetzwerk gegründet. Durch meine aktive Mitarbeit in diesem Netzwerk bin ich als lesbische Führungskraft für Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen sichtbar. Geoutet hatte ich mich schon ein paar Jahre früher und habe damit nur gute Erfahrungen gemacht und mein offener Umgang mit meiner homosexuellen Beziehung hat mir bisher viele gute und interessante Gespräche beschert. Außerhalb der Werkstore ist es leider noch nicht selbstverständlich, dass homosexuelle Menschen die gleichen Vorteile und Akzeptanz genießen wie heterosexuelle Menschen. Mit der AbbVie Germany Pride Gruppe machen wir auf die Herausforderungen der LGBTQ+ Community aufmerksam und bieten Informationen für alle interessierten Kolleg*innen. Ich selbst möchte als gutes Beispiel beim Thema Chancengleichheit, Vielfalt und Inklusion vorangehen und Mut machen, dass es in unserer Firma keinen Grund gibt, sich zu verstellen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass alle Kolleg*innen ein Gefühl der emotionalen Sicherheit und Zugehörigkeit im Unternehmen haben und sie so akzeptiert werden, wie sie sind.“

Claudia Seyler (sie/ihr), Principal Clinical Supplies Project Manager, AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG

„Als Teil des Core Teams des LGBT*IQ-Netzwerkes AbbVie Pride Germany ist es meinen Kolleg:innen und mir besonders wichtig, dass alle Mitarbeitenden bei AbbVie ihr authentisches Selbst mit zur Arbeit bringen können. Unsere Untergruppen befassen sich vor allem damit die Firmenkultur und die Sichtbarkeit des Unternehmens bezüglich Chancengleichheit, Vielfalt und Inklusion sowohl nach innen als auch nach außen voranzubringen und vorhandene Hürden abzubauen. Dies gilt insbesondere für lesbische Frauen im Unternehmen, von denen viele immernoch nicht offen geoutet sind. Als aktives Vorbild möchte ich ihnen Mut machen und sie auf ihrem Weg unterstützen. Mit Aktionen wie dieser zum heutigen Lesbian Visibility Day möchten wir lesbische Vielfalt sichtbar machen und zeigen, wie erfolgreich wir gemeinsam sein können.“

Foto von Claudia Seyler

Tipps für lesbische Personen

Ein lesbisches Coming Out kann auch heute immer noch mit Schwierigkeiten und Diskriminierungserfahrungen verbunden sein. Wenn es Ihnen hilft,

  • Suchen Sie sich Verbündete / Role Models im Unternehmen.
  • Vernetze Sie sich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk.
  • suchen Sie sich Unterstützung im Umgang mit unpassenden Kommentaren oder diskriminierendem Verhalten.
  • Denken Sie immer daran: Sie bestimmen den Zeitpunkt und die Art Ihres Coming Outs.

Tipps Für Unternehmen

  • Für Unconscious Bias sensibilisieren
  • Klare Anforderungsprofile schaffen
  • Einstellungsverfahren anonymisieren
  • Aufbau / Stärkung des internen LGBT*IQ-Netzwerks

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Punkten sind in der Studie „The L-Word in Business“ zu finden. Diese beschäftigt sich mit der Situation lesbischer Frauen in der Arbeitswelt – mit Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber_innen.

TIpps für Allies

  • Informieren Sie sich über lesbische Themen.
  • Nutzen Sie eine genderinklusive Sprache.
  • Fetischisieren Sie keine lesbischen Beziehungen.
  • Setzen Sie sich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von lesbischen Personen ein. Unterstützen Sie beispielsweise die Aktion nodoption, die sich gegen die Stiefkindadoption bei Regenbogenfamilien und für die Anerkennung der Elternschaft einsetzt.

Beratungsstellen

Lesbenberatung Berlin

Die Lesbenberatung ist ein offener Ort für Frauen, Mädchen, Trans* und Inter* in unterschiedlichen Lebenssituationen. 

LesMigras

LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V.

Letra

LeTRa steht für Lesben(T)Raum und ist ein Wirklichkeit gewordener Ort für Lesben, der Beratungsstelle, Treffpunkt und Veranstaltungsort ist.

LIBS – Lesben Informations- und Beratungsstelle e.V.

LIBS e.V. ist psychosoziale Beratungsstelle und gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, den Ursachen und Folgen gesellschaftlicher Diskriminierung von lesbischen und bisexuellen Mädchen und Frauen entgegenzuwirken – sei es aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.

Regenbogenfamilien München

Die Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien setzt sich dafür ein, gesellschaftliche Bedingungen, die Regenbogenfamilien aller Farben benachteiligt, totschweigt oder unsichtbar hält, zu verändern und zu verbessern.

Rosa Strippe

Der gemeinnützige Verein Rosa Strippe befasst sich mit den individuellen und gesellschaftlichen Problemen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* Personen und intersexuellen Menschen und leistet ihnen Hilfestellungen zur Lösung ihrer Probleme.

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Weitere hilfreiche Informationen und Interviews finden Sie auch in unserem Beitrag
zum Lesbian Visibility Day 2021.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen in unserer Geschäftsstelle zur Verfügung.

Relmäßig lädt unser Vorstand Albert Kehrer ein inspirierendes Role Model der LGBT*IQ Community oder einen LGBT*IQ Ally zum Gespräch ein. Freuen Sie sich auf einen interessanten Austausch über Vorbilder und Sichtbarkeit in der LGBT*IQ Community.

DER GAST DES TAGES

Lars Ottmer
Head of controlling, SWISS International Airlines, Platz 13 PROUT EXECUTIVES 2021

Lars arbeitet seit dem Jahr 2000 in verschiedenen Positionen bei der SWISS International Airlines und ihrer Mutter Lufthansa Group. Im Moment ist er der Leiter des Controllings der SWISS, davor besetzte er im Konzern leitende Positionen in HR, Führungskräfteentwicklung, Markt- und Flottenstrategie. Er hat in dieser Zeit zweimal akut um das Überleben der SWISS gekämpft, jüngst wegen der Corona Pandemie.

Im Konzern setzt sich Lars für die LGBT*IQ Community und einen offenen Umgang ein. Beispielsweise verhalf er der SWISS zu einer kaum verklausulierten Stellungnahme bei der Volksabstimmung „Ehe für alle“ in der Schweiz und war in jüngeren Jahren auch Politaktivist, unter anderem als Mitglied des Stadtzürcher Parlaments. In seinen wilden Partyjahren war er zudem Mitorganisator der Zürcher „Street Parade“.

Relmäßig lädt unser Vorstand Albert Kehrer ein inspirierendes Role Model der LGBT*IQ Community oder einen LGBT*IQ Ally zum Gespräch ein. Freuen Sie sich auf einen interessanten Austausch über Vorbilder und Sichtbarkeit in der LGBT*IQ Community.

Der Gast des Tages

Max Appenroth
Trans* Aktivist, Diversity Berater, Moderator, Promovierender der Charité Universitätsmedizin Berlin, Research & Community Sexual Health Officer für GATE –Global Action for Trans Equality

Max ist so vielseitig engagiert, dass wir gar nicht so recht wissen, wo wir anfangen sollen – Max ist trans* Aktivist, Diversity Berater, Moderator und promoviert am Institut für Public Health an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Max arbeitet außerdem als Research & Community Sexual Health Officer für GATE – Global Action for Trans Equality. Neben aller Arbeit und Engagement hat Max auch noch die Wahl zum Mr. Gay Germany 2022 gewonnen.

Mit dem eigenen Unternehmen ‚diversity sparq‘ bietet Max Workshops und Schulungen für Unternehmen, Institutionen und med./pflegerische Versorgungseinrichtungen an, die mehr über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt erfahren und lernen möchten.