BIG IMPACT INITIATIVE AWARD:
more* von OTTO
Immer noch traut sich nur ein Bruchteil der trans* Personen am Arbeitsplatz ein Coming Out zu, da sie Angst vor Diskriminierung der Mitarbeitenden haben und befürchten müssen, negative Konsequenzen zu erleiden. MORE* hat sich diese Thematik zu Herzen genommen und außerordentliches Engagement gezeigt: Für ein respektvolles, diskriminierungsfreies Miteinander und vor allem für die Normalisierung des Umgangs mit trans*Personen sowie die Sensibilisierung für das Thema trans* und Geschlecht im Allgemeinen.
Nicht zuletzt durch die Entwicklung des Transidentity-Guides konnte das Netzwerk erzielen, dass die Thematik einiges an medialer Aufmerksamkeit auf sich zog. Es folgten auch weitere Unternehmen, die einen eigenen Transidentity-Guide erstellen (werden). Dies war auch möglich, da MORE* den Guide für alle zugänglich, kostenfrei zum Download bereitgestellt hat.
RISING STAR AWARD:
pride@ergo
Vor allem die Vernetzung vom Netzwerk mit unterschiedlichen Unternehmensebenen, wie Diversity- und Kommunikations-Abteilung sowie die Unterstützung aus dem Vorstand und von der Schirmherrin, haben gezeigt, dass auch ein junges Netzwerk in kurzer Zeit viel erreichen kann und das egal ob intern oder extern.
Die breit gefächerten Aktionen und Verankerung in der Firmenstruktur – vom deutschlandweiten Hissen der LGBT*IQ-Flagge an den Unternehmensstandorten, der Teilnahme mit Truck am CSD Köln bis hin zum firmeninternen Thematisieren von LGBT*IQ-Belangen beim Azubi-Start oder in der Gesprächsarena – waren ausschlaggebend bei der Entscheidung für Pride@ergo.
GLOBAL LEADER NETWORK AWARD:
fujitsu pride
Insbesondere in LGBT*IQ-feindlichen Ländern setzt sich das Netzwerk dafür ein, dass queere Personen auch dort Zugang zum Netzwerk haben – entweder durch die Schaffung eines lokalen Netzwerkzweigs oder auch durch die Möglichkeit von einem anderen Land aus dem Netzwerk beizutreten. Zudem wurden – als erstes japanisches Unternehmen – 2018 die UN-Standards of Conduct zur Bekämpfung der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und intersexuellen Menschen unterzeichnet. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für Fujitsu Pride war zudem der Workplace Index sowie das Pride Pledge, mit dem sich Mitarbeiter_innen dazu verpflichten, als Allies oder als LGBT*IQ-Person andere innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu unterstützen.
sustainability AWARD:
co-pride von continental
Das Netzwerk hat bewiesen, dass es auch in turbulenten, krisengeschüttelten Zeiten auf die Unterstützung von ganz oben zählen kann und LGBT*IQ-Themen firmenintern sowie extern platziert. Neben Sensibilierungsworkshops, der „Allies Learning Journey“ und netzwerkeigenen Kampagnen, wie der Veröffentlichung von Interviews mit LGBT*IQ-Mitarbeiter-innen, wurde beispielsweise auch ein LGBT*IQ-Podcast gestartet. Sponsoring-Events für LGBT*IQ-Einrichtungen sowie Networking-Möglichkeiten mit Diversity-Netzwerken werden genutzt, um mit der Community gemeinsam Themen voranzutreiben. Doch nicht nur innerhalb des Firmenkontextes hat sich das Netzwerk für LGBT*IQ-Belange stark gemacht. Es unterstützt Vereine, wie die Deutsche Aidshilfe, tatkräftig und steht im regen Austausch mit örtlichen queeren Vereinen, um sich über die Anliegen und Probleme der LGBT*IQ-Community auszutauschen und eine faire und sichere Arbeitswelt zu schaffen. Die Mischung aus fest verankertem internen sowie externen Engagement war ausschlaggebend bei der Entscheidung für co-pride.
Der Intersex Awareness Day wurde 1996 in Leben gerufen und findet seitdem jährlich am 26. Oktober statt. Dieser Tag soll weltweit au die Inter*sex Community aufmerksam machen sowie Bewusstsein für die Diskriminierung und Benachteiligung im Alltag von Inter* Menschen schaffen. Der Begriff bildet sich aus dem lateinischen Präfix „Inter“ was so viel wie „zwischen“ bedeutet, heraus.
Inter*sex fungiert als Bezeichnung für Menschen mit biologischen Merkmalen (chromosomal, gonadal, hormonell, anatomisch), die Varianten, der rein weiblichen oder rein männlichen biologischen Merkmale aufweisen. In einigen Fällen können Intersex-Eigenschaften bei der Geburt sichtbar sein, während sie in anderen Fällen bis zur Pubertät nicht sichtbar sind. Einige hormonelle/chromosomale Variationen müssen überhaupt nicht physisch sichtbar sein.
Intergeschlechtlichkeit gibt es in verschiedensten Ausprägungen, denn neben den „Standard“ Chromosomensätzen XX und XY gibt es noch viele weitere Möglichkeiten von Chromosomenpaarungen (wie beispielsweise XXY), die der zweigeschlechtlichen „Norm“ nicht entsprechen. Das kennzeichnet der Stern, der für unterschiedliche Selbstbezeichnungen steht und verdeutlicht, dass es nicht „eine richtige Art“ gibt Inter*sex zu sein. Intersexualität bezieht sich auf das biologische Geschlecht und unterscheidet sich von der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität.
Ein großer Schritt in die Richtung eines freien und selbstbestimmten Lebens für Inter* Menschen war das 2021 veröffentlichte Gesetz zum Verbot des Genitalangleichens bei nicht einwilligungsfähigen Inter*sex Kindern.
Die Ace Week (früher bekannt als Asexual Awareness Week) wird seit ihrer Gründung 2010 jährlich Ende Oktober abgehalten. In diesem Jahr findet sie vom 24. Oktober bis 30. Oktober statt. Sie dient dazu, Asexualität sichtbar zu machen und asexuellen Personen die Möglichkeit zu geben, über ihre Erfahrungen zu berichten.
Der Begriff „asexuell“ bildet sich aus dem Präfix „a“ bzw. „ab“ was „kein“ oder „ohne“ bedeutet und bezieht sich auf keine oder eine nur geringe sexuelle Anziehung zu anderen Menschen und/oder sich selbst. Im Gegensatz dazu beschreibt Aromantik keine oder eine nur geringe romantische Anziehung zu anderen Menschen. Asexuelle Menschen sind nicht zwangsläufig auch aromantisch.
Asexualität steht in keinem Zusammenhang mit dem Zölibat. Das heißt asexuelle Menschen entscheiden sich nicht freiwillig bzw. aus religiösen Gründen dazu, auf Sex zu verzichten. Außerdem können sie trotz ihrer Asexualität aus verschiedenen Gründen sexuelle Handlungen ausüben. Das unterscheidet Asexualität auch von Antisexualität, bei der Sex grundsätzlich abgelehnt wird. Zusätzlich hat Asexualität nichts mit unterdrückter Sexualität oder Angst vor dieser zu tun. Ace Menschen verspüren schlicht kein sexuelles Verlangen. Schätzungen zufolge sind ca. 1% der Menschheit asexuell.
Die Symbolik hinter den Farben der Asexuality-Flagge:
• Schwarz steht für die Asexualität
• Grau symbolisiert das asexuelle Spektrum
• Weiß repräsentiert Sexualität
• Lila steht für die Gemeinschaft/Community
Die Symbolik hinter den Farben der Aromantik-Flagge:
• Dunkel- und Hellgrün stehen für die aromantische Spektrum
• Weiß symbolisiert platonische Beziehungen
• Grau und Schwarz repräsentieren das asexuelle Spektrum“
Am19. Oktober ist International Pronouns Day!
Individuelle Pronomen hängen stark mit der Identität und Selbstbestimmung eines Menschen zusammen, und machen viel von der Identität des Jeweiligen aus.
Insbesondere bei Personen, die sich nicht als strikt männlich/weiblich identifizieren, sondern zum Beispiel als genderfluid oder nichtbinär, können Pronomen wichtig sein um ihre Geschlechteridentität auszudrücken und nicht nach dem Aussehen bewertet, oder als das falsche Geschlecht gelesen zu werden.
Oft benutzen diese Neopronomen wie dem/dem, oder aber auch keine Pronomen, sondern nur den Namen.
Pronomen können helfen, von stereotypischen Denkmustern wie nur „er“ oder „sie“ Pronomen zu befreien und Vielfalt zu schaffen.
Viele LGBT*IQ-Personen nutzen Pronomen, um sich von binärem Geschlechterdenken abzugrenzen und sich in ihrer Identität wohlzufühlen.
MYSTORY mit …
VICKY
33 Jahre, München
„Über die Jahre wurde Drag ein immer größerer
Teil von mir, der für mich nicht nur eine Kunstform
darstellt, sondern auch die spielerische
Konfrontation mit meiner Persönlichkeit zulässt. …“
Veröffentlicht: Oktober 2022
(M)eine reise in drag.
Vicky Voyage ist immer eine Reise wert.
Mit meiner Drag Persönlichkeit Vicky Voyage nehme ich euch mit auf eine abwechslungsreiche Spritztour in die Welt der Drag-Kunst. Mit Charisma und Witz präsentiere ich als internationale Performerin, Moderatorin und Unterhalterin durchdachte und clevere Konzepte mit extravaganten Outfits und starkem Make-Up. Ich serviere auf meinen Stopps verschiedensten Augenschmaus: Unter anderem war ich als fulminante Feuerfee (CSD München 2018), als schillernder Schmetterling (CSD München und Wien 2019), sagenumwobene Schneekönigin (Drag Voyage Kalenderprojekt 2022) und auch als liebevolle Lokalmatadorin im Dirndl (auf verschiedenen Events) unterwegs. Auf Galas und Parties, in Shows und im Theater: Mit Pole Dance, einem Hauch von Akrobatik oder auch nur mit meiner prallen Präsenz lade ich das Publikum zum Staunen ein.
Über die Jahre wurde Drag ein immer größerer Teil von mir, der für mich nicht nur eine Kunstform darstellt, sondern auch die spielerische Konfrontation mit meiner Persönlichkeit zulässt.
Nachdem die Pandemie – nach vielen verschiedenen Veranstaltungen – die Welt schließlich nahezu zum Erliegen brachte, kam mir, während der Lockdown-Phase, die Idee zum ersten professionellen Drag Kalender Deutschlands. Auftritte waren nicht möglich, Projekte fielen weg – ein neues musste her. Da sich die Drag Szene auch in Deutschland weiterentwickelt hat, wollte ich mit dem Kalender gerne einen kleinen Einblick in die Facetten verschiedener Charaktere geben und euch zusammen mit anderen Künstler:innen mit auf meine Reise durch die wunderbare Welt des Drag nehmen. Entdeckt mit mir fabulöse Kings & Queens aus München und Augsburg und wie sie mit diverserer und kunterbunter Kunst spielen, immer geleitet von der Frage: Was bedeutet Drag für die Künstler:innen, was bedeutet es für dich?
Mit dem Bild, das ihr seht, das Motiv für den Dezember 2022, wollte ich etwas ganz bestimmtes ausdrücken. Mein Thema war:
#legendary: I write my own story and walk my own path – preferably in high heels.
Angelehnt an Aschenputtel soll das Bild verdeutlichen, dass ich nicht auf meinen Prinzen warten muss, bis ich ein erfülltes Leben haben kann, sondern dass ich als starke Persönlichkeit meinen eigenen Weg wählen und gestalten sowie dabei für mein eigenes Glück verantwortlich sein kann.
Für den Verkauf des Kalenders habe ich nicht nur meinen eigenen Webshop eingerichtet, sondern habe mit verschiedenen Händler:innen zusammengearbeitet, die in ganz Deutschland und auch in Österreich und der Schweiz den Kalender vertrieben haben. Obwohl das Produkt „Kalender“ im Jahr 2022 nicht mehr in jedem Haushalt zu finden ist und die Drag-Motive nicht alle Menschen gleichermaßen anspricht, wurde der Kalender mit unseren persönlichen und ausdrucksstarken Bildern quer durch die Gesellschaft gut angenommen. Es wurden fast alle 1.000 Exemplare verkauft oder sozialen Projekten gewidmet. Es waren tolle neue Erfahrungen und das ganze Team kann stolz auf das Ergebnis sein. Hier nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die so motiviert mitgewirkt und zum erfolgreichen Endergebnis beigetragen haben.
Da ich hoffe, dass sich die Corona-Situation bessert und wieder mehr Möglichkeiten zugelassen werden, widme ich mich 2022 und auch den nächsten Jahren als Unterhalterin, Moderatorin, Performerin oder auch Organisatorin wieder verstärkt Events, da darf zum Beispiel der CSD in München nicht fehlen oder auch eine Drag Show in meiner Allgäuer Heimat, die für 2023 geplant ist.
Zudem will ich zukünftig gerne versuchen, meinen Ingenieurwesen-Hintergrund verstärkt mit meiner Kunst zu verbinden, denn die Reise von Vicky Voyage ist noch lange nicht zu Ende.
Liebe VICKY, vielen Dank für YourStory!
Kampagne: #BiVisible
zum diesjährigen Bi+ Visibility Day
Das Ziel der Kampagne ist, bisexuelle Menschen zu stärken und gemeinsam durch eine große Anzahl an Teilnehmer_innen Sichtbarkeit zu schaffen sowie die Vielfalt bisexueller Personen zu verdeutlichen.
Als bisexuell verstehen wir alle Menschen, die romantische und/oder sexuelle Beziehungen nicht ausschließlich zu Menschen eines bestimmten Geschlechts führen.
Die Kampagne wurde gemeinsam von der PROUT AT WORK-Foundation und Accenture initiiert.
#BiVisible – Bi+ Visibility Day 2022
Der Bi+ Visibility Day wird seit 1999 jährlich am 23. September gefeiert um auf die komplexen Lebenswirklichkeiten bisexueller Menschen aufmerksam zu machen. Im Rahmen dieses Tages haben wir bisexuelle Personen gefragt, wie sie (ihre eigene) Bisexualität erleben und was sie sich im Bezug darauf wünschen. Ihre Antworten haben wir hier für Sie zusammengetragen:
Sarah Schiller (sie / ihr), Head of Trial Molds Replacement – R&D Tires, Continental
Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?
In der Ingenieurswelt erlebe ich vorallem heterosexuelle Männer, die zwar irgendwann homoerotische Erfahrungen gemacht haben, sich aber von bi+ oder homo+ distanzieren. Bi+ passt anscheinend nicht so recht in die Vorstellungswelt der Kolleg*innen. Bi+ wird hier auch oft mit Promiskuität oder mangelnder Entscheidungskraft in Verbindung gebracht.
Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?
Zuschreibungen, die auf Vorurteilen basieren, empfinde ich als ungerecht. So bin ich zum Beispiel aus eigener Entscheidung monogam, habe also „trotz“ bi+ normalerweise eine Beziehung zu genau einer Person. Da möchte ich keine Wertung poly/mono verstanden wissen; alle sollen nach ihrer Facon glücklich werden. Mir ist vor allem wichtig, dass ich gesehen werde, wie ich bin.
Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?
Awareness ist hier wie für die meisten LGBTQIA Themen der Schlüssel, um mit Vorurteilen aufzuräumen, und um unreflektierte Verletzungen in Zukunft zu vermeiden. Deswegen sind Visibility Kampagnen wie der Bi+ Visibility Day so wichtig!
Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?
Ich bin Solo Mutter und bisexuell. Ich werde erstmal nicht als bisexuell oder als Teil der LGBT* Community wahrgenommen, da ich ein Kind aus einer Beziehung mit einem Mann habe. Wenn ich Kollegen erzähle, dass ich aktiv in der LGBT* Community der Firma bin, sind sie erstmal verwirrt. Wenn ich mich dann als bisexuell oute, sind die Reaktionen aber bisher meist neutral. Ich habe allerdings auch schon erlebt, dass eine lesbische Kollegin im Rahmen eines LGBT Treffens der Firma das Interesse in dem Austausch mit mir plötzlich sehr offensichtlich verlor, als ich ihr sagte, ich bin bisexuell. Dass selbst die LGBT* Community bisexuelle Leute nicht ernst nimmt ist leider oft Realität. Ich habe auch schon Sprüche gehört wie „als du lesbisch warst“ oder „als du in dem anderen Team gespielt hast“ und so fühlt man sich als bisexueller Mensch nicht verstanden. Auch wenn die Reaktionen neutral sind, bin ich mir also nicht sicher, was die Kollegen darüber denken und was für Vorurteile sie haben. Mir ist aber wichtig, mich outen zu können, denn meine Bisexualität macht viel von meiner Geschichte und von mir selbst aus.
Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?
Ich verliebe mich in einen Menschen. Unabhängig von dem Geschlecht. Bisexualität ist für mich keine Phase, ich bin nicht verwirrt, ich weiß ganz genau was ich für mich in einer Beziehung wünsche. Der Weg dorthin war dennoch nicht einfach für mich, denn ich dachte selbst lange Zeit, ich muss mich „für eine Seite“ entscheiden und outete mich als lesbisch. Irgendwann musste ich mich nochmal outen, diesmal als bisexuell, als ich verstand dass ich mich auch in Männer verlieben kann und das ok ist. Meine nicht-binäre sexuelle Orientierung wurde lang nicht aufgenommen. Das macht einfach meine Geschichte und meine Erfahrungen aus.
Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?
Dem Thema Bisexualität Raum geben, wenn man in der Firma über die LGBT* Community spricht (Vorträge, Diversity & Inclusion).
Rafaella Fabris (sie / ihr), Quality Manager, Infineon Technologies
Frank thies (er/ihm), Verbeamteter lehrer, diversitätsbeauftragter
Wie erlebst Du das Thema Bisexualität auf der Arbeit aktuell?
Ich bin an meiner Schule nicht nur Lehrer, der sich schon seit Langem für Vielfalt einsetzt, sondern auch Diversitätsbeauftragter, der berät und einige Projekte in Gang bringt. Ich bin als bisexuell geoutet. Kolleg*innen haben mich auf Zeitungsinterviews angesprochen und gratuliert. Sie finden das gut. Mittlerweile erlebe ich auch, dass sich immer mehr Schüler*innen outen – vor allem als bisexuell, non-binary oder trans*. Schwule und bisexuelle Jungs sind da aber eher zurückhaltend. Wir hissen zum 23.9. auch die Bi-Flagge an der Schule.
Wie möchtest Du als bisexueller Mensch gesehen werden?
Grundsätzlich ist natürlich meine Bisexualität nur eine Eigenschaft unter vielen bei mir. Ich bin auch noch kreativ, zuverlässig, empathisch, oft ungeduldig, albern, liebe Brett- und Kartenspiele, Fantasy, Schreiben und Yoga. Aber Sichtbarkeit spielt schon eine Riesenrolle für Bi+sexuelle, weil sie eben immer wieder übersehen oder sogar aktiv unsichtbar gemacht werden. Ich finde, Bisexualität ist eine Bereicherung, deswegen möchte ich, dass das als eine schöne Seite gesehen wird.
Wie kann das Thema auf der Arbeit vorangetrieben werden?
Durch Vielfalts- und Diversity-AGs, durch Bi-Flaggenhissungen, durch eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen sich in Menschen verlieben können, und das kann auch abwechselnd verschiedene Geschlechter sein. Und es können auch mehrere Menschen gleichzeitig sein. Durch Unterstützen des Bi+Prides. Teilnahme bei #TeachOut (falls man etwas mit Bildung zu tun hat). Ein eigenes Coming-out macht anderen Mut, daher wenn man einen guten Stand auf der Arbeit ist, beliebt ist und/oder mutig – worauf wartest Du? Wenn nicht für Dich – dann für andere!
PANELGEsPRÄCH ZUM BI+ VISIBILITY DAY
Neben der Bi+ Hashtag Kampagne wird am 23. September ebenfalls eine Paneldiskussion stattfinden. Bei dieser sprechen wir mit bi_sexuellen Personen über die (Un)Sichtbarkeit von Bisexualität in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz, Biases und was jede_r einzelne machen kann, um zu einem besseren, offeneren Umfeld für Bi+ Menschen beizutragen. #WeAreFamily
Die Paneldiskussion ist für alle Interessierte kostenlos und findet von 17:00 bis 18:30 Uhr statt.
Tipps für Bisexuelle Personen
Ein bisexuelles Coming Out kann auch heute immer noch mit Schwierigkeiten und Diskriminierungserfahrungen verbunden sein. Wenn es Ihnen hilft,
- Suche Dir Verbündete / Role Models im Unternehmen.
- Vernetze Dich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk.
- Such Dir Unterstützung im Umgang mit unpassenden Kommentaren oder diskriminierendem Verhalten.
- Denk immer daran: Du bestimmst den Zeitpunkt und die Art Deines Coming Outs.
Tipps Für Unternehmen
- Für Unconscious Bias sensibilisieren
- Klare Anforderungsprofile schaffen
- Einstellungsverfahren anonymisieren
- Aufbau / Stärkung des internen LGBT*IQ-Netzwerks
TIpps für Allies
- Informiert Euch über bisexuelle Themen.
- Nutzt eine genderinklusive Sprache.
- Fetischisiert keine bisexuellen Beziehungen.
- Setzt Euch für die Rechte und gegen die Diskriminierung von bisexuellen Personen ein. Unterstützt beispielsweise die Aktion nodoption, die sich gegen die Stiefkindadoption bei Regenbogenfamilien und für die Anerkennung der Elternschaft einsetzt.
Mehr über Bisexualität und den Bi+ Visibility Day
Bi+Pride
Bi Berlin
Queer Lexikon
Beratungsstellen
LIBS – Lesben Informations- und Beratungsstelle e.V.
LIBS e.V. ist psychosoziale Beratungsstelle und gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, den Ursachen und Folgen gesellschaftlicher Diskriminierung von lesbischen und bisexuellen Mädchen und Frauen entgegenzuwirken – sei es aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.
Regenbogenfamilien München
Die Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien setzt sich dafür ein, gesellschaftliche Bedingungen, die Regenbogenfamilien aller Farben benachteiligt, totschweigt oder unsichtbar hält, zu verändern und zu verbessern.
Rosa Strippe
Der gemeinnützige Verein Rosa Strippe befasst sich mit den individuellen und gesellschaftlichen Problemen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* Personen und intersexuellen Menschen und leistet ihnen Hilfestellungen zur Lösung ihrer Probleme.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen in unserer Geschäftsstelle zur Verfügung.
BUNDESFREIWILLIGENDIENST BEI PROUT AT WORK
„Sichtbarkeit am Arbeitsplatz für jegliche Personen der LGBT*IQ Community zu schaffen und diese zu unterstützen, war mir besonders wichtig während meiner Zeit bei PROUT AT WORK.“
Ich startete meinen jetzigen Bundesfreiwilligendienst im August 2021, während ich auf der Suche nach meinem weiteren Weg in der Berufswelt war.
Mir war es wichtig, in dieser Phase der Selbstfindung einen Zweck zu unterstützen, hinter dem ich zu 100% stehe und in dem ich Leidenschaft sehe. Das habe ich bei PROUT AT WORK gefunden.
Warum LGBT*IQ?
In meinem bisherigen Alltag hörte ich immer wieder von LGBT*IQ-Personen, trotzdem wurde es nie konkret im Unterricht behandelt oder war allgemein Thema in der Schulklasse. Eher im Gegenteil: Oft genug hörte ich von Mitschüler_innen Wörter wie „schwul“ oder „Lesbe“ als Beleidigung. Meist ohne das Wissen, welche Auswirkung solche negativen Aussagen auf die entsprechenden Personen haben. Ich erweiterte selbst meinen Horizont, indem ich im Internet auf diversen Seiten queere Beiträge las, mit Personen der Community Kontakt aufnahm und mich intensiv mit meiner eigenen Sexualität auseinandersetzte.
Diese Auseinandersetzung führte dazu, Sichtbarkeit für Personen und Themen der LGBT*IQ Community zu schaffen, da diese oftmals in Vergessenheit geraten. Seitdem ich offen mit meiner eigenen Sexualität umgehe, hatte ich glücklicherweise überwiegend positive Erfahrungen, dennoch ist das leider immer noch nicht die Norm. Sowohl im Alltag als auch am Arbeitsplatz sollte man die Möglichkeit haben komplett „Ich“ zu sein, ohne Angst vor Diskriminierung und Chancenungleichheit.
Inwiefern bereichert mich der Bundesfreiwilligendienst bei PROUT AT WORK?
Die Arbeit im Team ist jeden Tag aufs Neue spannend und der Arbeitsalltag macht dadurch umso mehr Spaß. Direkt an meinem ersten Tag wurde ich warmherzig in das PROUT AT WORK-Team aufgenommen und hatte die Möglichkeit viele meiner Kolleg_innen bei der Arbeit zu begleiten. Dabei wurde ich in den Bereich Social Media eingearbeitet und durfte mich sowohl visuell als auch schriftlich kreativ ausleben. Durch die Arbeit mit den Social-Media-Kanälen habe ich mein Interesse an sozialen Medien entdeckt und es war einer meiner liebsten Aufgaben bei der Arbeit. Außerdem erhielt ich viele Einblicke im Bereich der Eventorganisation durch die LGBT*IQ-Awards, TOGATHERINGs sowie die PROUT AT WORK-Konferenz. Dabei lernte ich viel über den Kontakt mit Netzwerken und Speaker_innen und das Bewerben dieser Veranstaltungen. Zusätzlich hatte ich die Chance bei den PROUT PERFOMER-Listen 2022 zu unterstützen und erweiterte mein Wissen rund um LGBT*IQ-Themen während den zahlreichen Lunch Talks mit den Listenplatzierten.
Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes hatten wir auch die Möglichkeit eigene Projekte als kleines Team zu verwirklichen. Dabei entstand das Projekt MyStory, ein Format, mit dem inspirierende Geschichten von LGBT*IQ-Personen veröffentlicht werden. Außerdem arbeiteten wir an einem Kartenspiel mit Fragen zum Nachdenken und Austauschen rund um das Thema LGBT*IQ Diversity. Darüber hinaus erarbeiteten wir zusammen die wöchentlichen Empfehlungen aus diversen Medien auf allen Social-Media-Kanälen um die Repräsentation des LGBT*IQ-Regenbogens in Ton, Schrift und Film sichtbar zu machen.
Mein Fazit:
Während meines Bundesfreiwilligendienstes bei PROUT AT WORK habe ich viele Erfahrungen gesammelt und bin dankbar für die Chance, mehr über die verschiedene Bereiche des LGBT*IQ Spektrums und der Arbeitswelt kennengelernt zu haben. Dabei lernte ich zusätzlich aus mir selbst herauszukommen, mein Selbstbewusstsein zu steigern und wie wichtig ein entspanntes Team und flache Hierarchien für mich sind. Es hat riesigen Spaß gemacht, in verschiedenen Arbeitsbereichen wie dem Social Media-und Veranstaltungsmanagement Erfahrungen zu sammeln und sich dabei für LGBT*IQ-Chancengleichheit am Arbeitsplatz einzusetzen.
Nachdem Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, vergangenes Jahr den PRIDE DAY GERMANY mit einer Videobotschaft unterstützte, freuen wir uns sehr, dass er in diesem Jahr die Schirmherrschaft für den unternehmensübergreifenden Aktionstag übernimmt!
Wir freuen uns riesig, auch dieses Jahr zum PRIDE DAY GERMANY 2022 eine Videobotschaft des Bundesministers teilen zu dürfen.
MYSTORY mit …
Bakry
42 Jahre, Berlin
„Jede erlebte Diskriminierung in einem
bestimmten Kulturkreis ermöglichte es meinem
Verstand, mich gegen Unterdrückungen und
Mikroaggressionen anderer sozialen Gruppen zu wappnen. …“
Veröffentlicht: Juni 2022
Verwobene Identitäten.
Ich bin Mischling, Cis-Mann, mittleren Alters, homosexuell, ohne bisher festgestellte Behinderung, Franzose, kein deutscher Muttersprachler (der akzent- und fehlerfrei Deutsch spricht), aus dem Proletariat kommend, der einen Bildungsaufstieg erlebt hat. Ich bin das alles und sogar noch viel mehr.
Das Coming Out ist mir fremd, würde ich sagen. Als ich ungefähr 18 war, arbeitete ich für das Hotel Central, eines der ersten gay Etablissements aus den 80ern in Paris. Nach meiner ersten Schicht erzählte ich meiner Mutter meine ersten Eindrücke über diesen LGBT*IQ-Ort. Sie fragte mich, ob alle meine Kollegen gay seien. Meine Antwort lautete ja. Anschließend fragte sie mich, ob ich selbst schwul sei. Meine Antwort lautete ja. Das war es, meine bedeutungslose kräftige Aussage über meine sexuelle Identität. Alles in allem war es eine paradoxale insignifikante Erfahrung für einen Gay- PoC aus einem proletarischen Migrantenviertel, Ende der 90er. Ich hatte nie das Bedürfnis oder den Zwang, mich zu erklären. Ich war „openly gay“ wie einen Cis-heterosexueller Mann „openly straight“ sein könnte: ereignislos. Einige Monate später, als ich zu meinem ersten Freund umzog, kam regelmäßig mein jüngster Bruder zu Besuch, um mit meinem Freund Videogames zu spielen. Das Leben eben.
Hingegen habe ich mehrmals intersektionale Queer Awakenings erlebt, die ich im Nachhinein begriffen habe. Nach der Lektüre von „Die Rückkehr nach Reims“ von Didier Eribon ist mir bewusst geworden, dass mein Ich-Schwul-Sein eine Rolle in meinem Bestreben, etwas anderes zu werden als das, wozu mich der Determinismus der sozialen Reproduktion trieb, gespielt hat. Tatsächlich fühlte ich mich hingezogen, andere Sphären zu betreten, um meinesgleichen zu begegnen.
Ich verspürte die Notwendigkeit, die widersprüchliche Vielfalt meiner verwobenen Identitäten zu verstehen und sie miteinander in Einklang zu bringen. Das war sinnlos.
Damals, weder in der Gay-Szene noch in anderen subkulturellen Räumen, konnte ich ein Gefühl von kompletter Zugehörigkeit spüren. Egal in welchen sozialen Gruppen ich mich befand, tauchten ausnahmenlos Unterdrückungsmechanismen auf. Es gab kein meinesgleichen, sondern das ewige Ballett von Zuschreibungen und Selbstbestimmungen. Immer wieder beobachtete ich, wie sich die sozialen Interaktionen in binären sozialen Gegensätzen neu definieren ließen. Allerdings: Jede erlebte Diskriminierung in einem bestimmten Kulturkreis ermöglichte es meinem Verstand, mich gegen Unterdrückungen und Mikroaggressionen anderer sozialen Gruppen zu wappnen.
Nehmen wir das Beispiel der Sprache, die über ihre kommunikative Funktion hinaus auch ein strukturierendes Element der Kultur ist. In der Tat kann sie ein Instrument der Stigmatisierung oder eine Zuweisung für soziales Prestiges sein. So half mir die Verve der jugendlich ätzenden Gossensprache der multikulturellen urbanen Welt meines Quartiers, Barbès, sowohl die (un)bewusst rassistisch geprägten Sprüche als auch die ironisch ausgrenzende Schlagfertigkeit der dominierenden weißen Männer der Queer-Community abzuwehren. So half mir der schamlose schwarze Humor der Queer-Szene, mich von meiner Scham über meine proletarische Sprache zu befreien. So half mir die schamlose Kühnheit der Sprache meiner Klasse, fremde Sprachen schamlos mit Akzent und Fehlern zu sprechen. Alle diesen Facetten meiner Identität unterstützen mich bei der Navigation in einer Gesellschaft, deren Normen und Abweichungen ständig verhandelt werden. Man könnte diese Anpassungsfähigkeit als Verstellung wahrnehmen, aber ich würde es als soziale Performativität der Vielfältigkeit eines Individuums bezeichnen.
Mittlerweile war meine PoC-Queer-Identität ein Vorteil bei meiner D&I-Beratungsarbeit mit der Agentur Ozecla in Frankreich, um Unterdrückungsmechanismen und die verzerrenden Filter der Menschen zu dekonstruieren.
Es kam häufig vor, dass in weißen feministischen Milieus die Wechselhaftigkeit der sozialen asymmetrischen Dynamiken in Bezug auf die Verteilung der Machtverhältnisse aufzuklären war. Insofern, als das weiße Frauen darauf hinzuweisen waren, dass sie gegenüber einem Queer schwarzen Mann aufgrund ihrer dominierenden weißen heteronormativen-cisgender Identitäten Unterdrückungsformen ausüben könnten.
Es erfordert viel Resilienz von mir, die Abwehrmechanismen einer unterdrückten Gruppe zu ertragen, wenn ich sie über ihre eigenen Unterdrückungsmechanismen aufkläre. Dieses Phänomen begegnet mir immer wieder in den letzten Jahren auch in Deutschland – sowohl bei meiner D&I-Arbeit in der Queer-Community als auch während meines Engagements in meiner Hauptbeschäftigung. Es ist eine belastende Herausforderung, die gesellschaftlichen Mechanismen von Rassismus, Queer-Feindlichkeit und Sexismus aufzudecken und zu denunzieren. Aber als schwarzer Queer-Mann mit intersektionalen Ansichten kann ich nicht anders.
Lieber Bakry, vielen Dank für YourStory!
MYSTORY mit …
Albert
51 Jahre, München
„Ich gehe jeden Tag in die Arbeit und
kann sagen „I am what I am“! …
Veröffentlicht: Mai 2022
Die Wanderung.
Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit. Ich wuchs in einem sehr katholischen Umfeld auf. Katholische Klosterschule. Frühe 80er Jahre. In der 7. und 8. Klasse, die Pubertät in vollem Gange. Gleichzeitig war HIV/Aids ganz groß in den Schlagzeilen. Alles, was man damals wusste, war, dass man daran stirbt. Und so wurde ich geprägt – es gab ein Richtig und ein Falsch. Schwul = AIDS = falsch.
Erst viel später hat sich bei mir herauskristallisiert, dass ich schwul bin. Mein Coming Out hatte ich erst während meines Studiums. Nach dem Vorstudium ging ich für einen Masterstudiengang nach Wales. Welch gute Gelegenheit, auch meine sexuelle Orientierung zu entdecken. In diesem Findungsprozess musste ich gleich erleben, wie ein junger Schwuler durch den Ort gehetzt wurde. Schon wieder wurde in mir eingebrannt: schwul = falsch.
Aber, ich habe mich getraut. In London dann, nach meinem Studium, erlebte ich eine weltoffene Stadt, mit schwulen Bars, die Schaufensterscheiben hatten. Jeder konnte reinsehen. Was für ein befreiendes Gefühl. Zurück in meiner Heimatstadt Augsburg erlebte ich dann eine komplett andere Szene: Ich musste klingeln, um eingelassen zu werden. Die Fenster waren verklebt, damit uns keiner sieht.
Aber ich ließ mich jetzt nicht mehr unterkriegen, denn ich kannte ja London. Nahm am allerersten CSD in Augsburg teil und fühlte mich neben 20 anderen Personen superstolz.
Mein Berufsleben begann mit den üblichen „cost of thinking twice“. Damals war mir das noch nicht bewusst, denn meine gelernte Formel war ja „schwul = falsch“, also warum davon in der Arbeit erzählen. Ich war halt mit einem Freund oder mit Freunden unterwegs, mehr privates gab es von mir nicht. Bis mir ein Freund auf einer Wanderung mit dem Gay Outdoor Club erzählte, dass er bei BCG komplett out ist, dass sie ein Netzwerk haben und Dinge bewegen. Und natürlich kannte er einen Schwulen bei IBM, meinem damaligen Arbeitgeber. Er schrieb ihm direkt, dass da ein Kollege bei IBM ist, der ein Netzwerk unterstützen würde. Es dauerte keine 48 Stunden, bis seine Mail von dem Schwulen in Miami an einen Schwulen in London weitergeleitet wurde und der, Ken war sein Name, mich anrief.
Bis heute kennt Ken nur Regenbogenbunt, zurückstecken für die Community gibt es für ihn nicht. Seine erste Frage war: „Are you out? If yes, I can make you attend the next LGBT leadership conference at IBM New York next week.” Natürlich war ich nicht geoutet, und somit der Trip nach New York passé. Aber innerhalb der nächsten Woche outete ich mich gegenüber meinem Chef und meine Reise zum Thema LGBT*IQ am Arbeitsplatz begann. Ich gründete das LGBT*IQ-Netzwerk bei der IBM Deutschland, engagierte mich zu dem Thema auf europäischer Ebene innerhalb der Firma und bekam die erste Stelle in Europe im Vertrieb der IBM als sogenannter „GLBT Business Development Executive“.
Ich habe mir in all der Zeit hin und wieder richtig dumme Sprüche anhören müssen, manche davon machten mich sprachlos, aber echte Diskriminierungen habe ich nie erlebt. Die Unterstützung, die ich von den Out Executives bei IBM erlebt habe, haben in mir ein Selbstbewusstsein aufgebaut, sodass ich das Thema heute angstfrei vertrete. Über die verschiedenen Rollen, die ich bis heute innehatte, durfte ich Out-Persönlichkeiten, aber auch Allies kennenlernen, die mich inspiriert haben und nach wie vor antreiben, mit meinem Engagement weiterzumachen. PROUT AT WORK ist die Plattform dafür geworden, Jean-Luc wurde mein Partner in crime. Gemeinsam sind so tolle Ideen entstanden, haben wir uns gegenseitig ermutigt, dass PROUT AT WORK heute das ist, was es ist. Und ich jeden Tag motiviert in die Arbeit gehe und sagen kann „I am what I am“. Danke an alle, die mich zu dem werden haben lassen, der ich bin.